Mittwoch, 16. Juni 2010

Verlage in der Krise

Kurzer Zwischengedanke: Wenn die Verlage der Tageszeitungen jetzt so rumkrebsen und all ihre Hoffnungen auf bezahlten Online-Content setzen - was machen die denn nun, wo doch ARD/ZDF (die ja ebenfalls ein recht gut sortiertes Online-Angebot zum Thema Aktuelles/Nachrichten haben) bald sowieso von jedem bezahlt werden müssen?

Denkt sich dann nicht der durchschnittliche Zeitung-im-Internet-Leser (so wie ich) "Warum soll ich jetzt noch zusätzlich für FAZ / SZ / Spiegel Online zahlen, wenn ich die Infos auch auf ard.de bekommen kann - und für die bezahle ich ja sowieso schon!?"

Und was machen die Verlage dann?

Ist ja irgendwie blöd... Aber wer hat heute schon noch die Zeit (und Lust), eine Tageszeitung zu lesen?

Um Magazine mache ich mir eigentlich keine Sorgen (auch, wenn die in letzter Zeit doch _sehr_ spezialisiert geworden sind, weniger Leser erreichen und demnach weniger lukrativ sind - vermutlich greift hier aber das Ausleseprinzip und die Besten bleiben - auf so ein richtig gedrucktes, buntes Leseding möchte ich trotz Internet ja nicht verzichten) - aber die Tageszeitungen - was wird mit denen?
Gibt's dann bald nur noch die Bild und ein paar regionale Schmierblätter?
Leserin (Gast) - 17. Jun, 19:39

Ich arbeite schon genug mit dem PC und habe keine Lust die Nachrichten der Weltgeschichte oder Lokales auch noch vor der Kiste zu lesen. Auf meine Tageszeitung möchte ich daher nicht verzichten!

Auf die Bild greife ich noch nicht einmal im Urlaub zurück ;-( Ich denke, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe und deshalb die Tageszeitungen auch überleben werden. Immer positiv denken!!;-))

fraumaus - 17. Jun, 22:20

Und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen mir die Zeit zu nehmen, mich mit einer Tageszeitung an den Tisch zu setzen. *g*

Dann hätte ich ja keine Zeit mehr für die Bücher... ;o))
chillingmind - 17. Jun, 20:51

ich komme aus dieser Branche... mach Dir keine Gedanken!
Es geht uns genauso gut wie eh und je - auch wenn viele Jammern. Denn der Großteil der Druckereien und Papiererzeuger lebt von den "alten" Gewohnheiten der Bevölkerung. Viele, sehr viele, legen großen Wert auf das Ritual Tageszeitung. Auch, wenn viele gar nicht mehr die Zeit dazu aufbringen, wie auch ich selbst, so gehört es einfach für die Meisten zum Lebensstandard dazu und ist auch für viele nicht wegzudenken.

fraumaus - 17. Jun, 22:19

Aaaaha!
Also ist das eher so Jammern auf hohem Niveau?

Glaubt man den Verlagen, stehen die heute kurz vorm Abgrund und sind schon morgen einen Schritt weiter... ;o)

Wobei ich auch einige (mittlerweile joblose) Redakteure / Chefredakteure größerer Verlage kenne, welche die Verlagskrise dann doch am eigenen Leib erlebt haben. Das betrifft allerdings eher Fachzeitschriften.

Freut mich aber zu hören, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, keine Tageszeitung abonniert zu haben. ;o)
chillingmind - 17. Jun, 23:10

achso, hab ich noch vergessen:
viele Leute, die das Online-Angebot der Verlage nutzen könnten, tun es trotzdem nicht. Umfragen zufolge ist es ihnen zuwider, schon vor dem Frühstück den Rechner hochfahren zu müssen und sich noch einen weiteren Schritt von Computern abhängig zu machen - wo sie schon den ganzen Tag damit arbeiten (müssen).
kann ich verstehen. Schöne, analoge Welt...
fraumaus - 17. Jun, 23:20

Das kommt dann vermutlich auf die Nachrichten-Konsumgewohnheiten an.
Ich für meinen Teil lege ja irgendwie keinen gesteigerten Wert darauf, noch vorm Frühstück zu erfahren, was so los ist in der Welt. ;o) Womöglich verdürbe mir das den Appetit (den ich morgens sowieso nicht habe *g*).

Ich find's ausreichend die Nachrichten zu lesen, wenn ich den Rechner sowieso hochfahren muss/will.
Und am Wochenende reicht auch mal das Radio (sollte der PC da ausbleiben... aber meist macht man ihn ja doch irgendwann an - wobei "man" hier mit "ich" gleichzusetzen wäre ;o) ).

Aber vielen Dank für den Blick hinter die Kulissen - find' ich sehr spannend, nachdem man von den Medien ja doch ein anderes Bild serviert bekommt.
chillingmind - 17. Jun, 23:34

gern ;-)
NoahJoel - 19. Jun, 13:20

Also ich bin da auch konservativ und habe die Tageszeitung im Abo :)
Geht ja dabei auch sehr viel um Regionalnachrichten, gucken was los ist (Kinderflohmärkte und Puppentheatervorstellungen und so ;o) )
Niemalsnie würde ich auf Internetnachrichten umsteigen, irgendwie mag ich das Bildschirm-lesen nicht soo gern. Könnte auch keine Zeitschriften, geschweige denn Bücher vor'm PC lesen (daher finde ich auch diese I-Pad Werbung so doof..) Brauche irgendwas in der Hand, was man zerknittern kann *g*

fraumaus - 19. Jun, 21:01

Ja, in der Stadt sind die lokalen Nachrichten vermutlich interessanter als hier. *gg*

Bei Büchern etc. brauch' ich das auch unbedingt in gedruckter Form (!), aber Zeitung ist für mich irgendwie nur Informationsbeschaffung - das reicht mir komischerweise am Bildschirm oder über's Radio.
Darimund - 19. Jun, 22:12

Also ich schätze es anders ein...

... ich bin zwar nicht aus der Branche, aber ich denke trotzdem dass es kein Jammern auf hohem Niveau ist. Immerhin gibt es immer weniger Zeitungen, die Redaktionen werden zusammengelegt (Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau z.B.), am Lektorat wird sehr kräftig gespart und auch die selbst geschriebenen Artikel werden immer weniger.
Die Zeitungen (und Verlage) kommen eben etwas später in den Genuss mit der Digitalisierung konfrontiert zu werden als die Musikstudios oder die Filmwirtschaft. Aber sie versuchen jetzt schon verzweifelt, sich ihren Lücke zu erkämpfen. (Klagen gegen Google, Newsaggregatoren etc.)
Gerade deswegen sind ja die Hoffnungen auf das iPad so groß, weil man hier endlich mal wieder Inhalte verkaufen kann und sie nicht kostenlos anbieten "muss" wie im Internet.
Ich denke auch, Frau Maus hat recht, mit ihren Befürchtungen: Wenn bald jeder Haushalt, egal ob man Radios, Fernseher etc. besitzt, eine Mediengebühr zahlen muss, nimmt man sicher gerne die Dienste von den öffentlich-rechtlichen Medien in Anspruch, schon allein weil man sie bezahlt hat. Wenn dann ARD und ZDF die Inhalte fürs iPad kostenlos anbieten, warum sollte man dann nochmal für die Inhalte der Verlage zahlen?
Es wird zwar (hoffentlich) nicht so schlimm kommen, wie in den USA, wo fast keine Stadt mehr ihre eigene Zeitung hat, aber das Zeitungssterben wird sicher weitergehen.

Bücherdingens


Paul Auster, Joachim A. Frank
Stadt aus Glas. SZ-Bibliothek Band 6

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frau_maus (at) gmx .net

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