Ich, die Anderen und das Internet
In die Schule (hier so: Kleinstadtgymnasium – little horror show) bin ich nie besonders gerne gegangen und die Gründe dafür waren gar nicht mal ausschließlich im Unterricht zu suchen. Ich hatte in der Schule zwar ein paar Freunde und kam auch mit jedem gut klar – doch ich fühlte mich nirgendwo zugehörig. Die wirklich guten Freunde hatte ich (abgesehen von einer besten Freundin) immer außerhalb meiner Schule. An anderen Schulen, in anderen Stadtteilen, später auch in anderen Städten.
Die beste Freundin und ich waren in den Pausen meist die, die mit den Jungs und noch ein oder zwei anderen Mädels in der Raucherecke standen und in der Schule so insgesamt öfter mal nicht anwesend waren. Außerdem waren wir, hier im Kaff, Exoten. Wir hörten Techno und durften mit 16 nach Berlin zur Loveparade (und wurden anschließend von der halben Schule um die T-Shirts beneidet – die mussten wir natürlich gemeinschaftlich vorführen – ganz klar!). Wir waren die, die schon vor 10 Jahren regelmäßig online waren, als alle anderen in der Klasse das Internet noch skeptisch von der Seite beäugten. Wir haben geraucht und Beatabende (die obligatorische Dorfdisco – für alle Nicht-Unterfranken) für doof befunden. Freiwillig Goethe und Schiller gelesen und hier und da mal Drogen konsumiert. Ich hatte mit 15 Jahren bereits eine zweijährige Beziehung hinter mir, mit allem, was so dazu gehört. Und auch danach immer feste Freunde – und das auch noch für längere Zeit als die üblichen drei Monate. Wir wurden ab der 9. Klasse nach Schulschluss von Freunden mit dem Motorrad oder Auto abgeholt, interessierten uns aber gar nicht dafür, wer jetzt in der Klasse mit wem liiert war, wer frisch getrennt oder akut verknallt. Wir beteiligten uns nicht an Schwärmereien für Mitschüler, Lehrer oder Fußballspieler und auch nicht am aktuellen Tagestratsch. Daraufhin waren wir zwar weiterhin akzeptiert, wurden allerdings als arrogant betitelt. Am Anfang wehrte man sich noch ein bisschen indem man sagte „Ich bin nicht arrogant, es _interessiert_ mich nur nicht!“, gab das jedoch relativ schnell auf und kultivierte die Arroganz. Abneigungen brachte uns das nicht ein – besonders viel Liebe allerdings auch nicht.
Schlussendlich brachte das Internet den Durchbruch. Wo wir uns vorher unverstanden und gelangweilt fühlten, fanden wir im Netz schnell Gleichgesinnte.
Ich habe schon vieleviele Menschen übers Internet kennen gelernt und es sind einige wirkliche Freundschaften daraus entstanden. Die besten – die, die nach Jahren immer noch halten.
Und besonders schön: Jetzt können wir zusammen arrogant sein. Und ich muss nicht mehr so tun, als wäre ich es nicht. ;-)
Danke, liebes Internet! Ohne dich wäre ich jetzt wahrscheinlich mit einem Dorftrampel verheiratet, ginge donnerstags zur Maniküre und beteiligte mich jeden Morgen im Kindergarten am neuesten Klatsch und Tratsch.
Gruselig.
Die beste Freundin und ich waren in den Pausen meist die, die mit den Jungs und noch ein oder zwei anderen Mädels in der Raucherecke standen und in der Schule so insgesamt öfter mal nicht anwesend waren. Außerdem waren wir, hier im Kaff, Exoten. Wir hörten Techno und durften mit 16 nach Berlin zur Loveparade (und wurden anschließend von der halben Schule um die T-Shirts beneidet – die mussten wir natürlich gemeinschaftlich vorführen – ganz klar!). Wir waren die, die schon vor 10 Jahren regelmäßig online waren, als alle anderen in der Klasse das Internet noch skeptisch von der Seite beäugten. Wir haben geraucht und Beatabende (die obligatorische Dorfdisco – für alle Nicht-Unterfranken) für doof befunden. Freiwillig Goethe und Schiller gelesen und hier und da mal Drogen konsumiert. Ich hatte mit 15 Jahren bereits eine zweijährige Beziehung hinter mir, mit allem, was so dazu gehört. Und auch danach immer feste Freunde – und das auch noch für längere Zeit als die üblichen drei Monate. Wir wurden ab der 9. Klasse nach Schulschluss von Freunden mit dem Motorrad oder Auto abgeholt, interessierten uns aber gar nicht dafür, wer jetzt in der Klasse mit wem liiert war, wer frisch getrennt oder akut verknallt. Wir beteiligten uns nicht an Schwärmereien für Mitschüler, Lehrer oder Fußballspieler und auch nicht am aktuellen Tagestratsch. Daraufhin waren wir zwar weiterhin akzeptiert, wurden allerdings als arrogant betitelt. Am Anfang wehrte man sich noch ein bisschen indem man sagte „Ich bin nicht arrogant, es _interessiert_ mich nur nicht!“, gab das jedoch relativ schnell auf und kultivierte die Arroganz. Abneigungen brachte uns das nicht ein – besonders viel Liebe allerdings auch nicht.
Schlussendlich brachte das Internet den Durchbruch. Wo wir uns vorher unverstanden und gelangweilt fühlten, fanden wir im Netz schnell Gleichgesinnte.
Ich habe schon vieleviele Menschen übers Internet kennen gelernt und es sind einige wirkliche Freundschaften daraus entstanden. Die besten – die, die nach Jahren immer noch halten.
Und besonders schön: Jetzt können wir zusammen arrogant sein. Und ich muss nicht mehr so tun, als wäre ich es nicht. ;-)
Danke, liebes Internet! Ohne dich wäre ich jetzt wahrscheinlich mit einem Dorftrampel verheiratet, ginge donnerstags zur Maniküre und beteiligte mich jeden Morgen im Kindergarten am neuesten Klatsch und Tratsch.
Gruselig.
fraumaus - 14. Okt, 21:52