Montag, 1. Februar 2010

Vermutungen. Zu traurig um traurig zu sein.

Als psychisch gesunder Mensch (im klinischen Sinne, denn wer ist schon wirklich so ganz wahrhaftig "gesund" im Kopf?) stellt man sich Depressionen, glaube ich, oft ein wenig so vor, als wären da zu viele Gedanken, zu viel Unüberwindbares, zu viele Emotionen. Als ein Verschließen aller Türen aus Überforderungsgründen. Als Flucht vor zu vielen Ängsten, vor zu viel Traurigkeit. Und vielleicht wären hier gut gemeinte Ratschläge wie "Du musst dich ablenken!", "Du musst mal wieder raus, wieder auf andere Gedanken kommen!" auch wirklich hilfreich. Vielleicht brächte es etwas, Betroffene zum Kaffee einzuladen und aufmerksam zu machen auf all das, was um sie herum geschieht.
Aber wahrscheinlich ist das gar nicht so. Vielleicht ist Depression dieses Tier mit dem großen, grauen Schlund. Das Monster, das alles schluckt, was an Eindrücken und Emotionen zu Betroffenen vorzudringen versucht.
Vielleicht schluckt es das Geräusch von fallendem Schnee ebenso wie den Duft frischer Blumen, vielleicht kann es Lachen und Tränen den riesigen Rachen herunter spülen. Dafür sorgen, dass jegliche Gefühlsregung absorbiert wird und nichts bleibt außer einem "Ich muss hier weg, ich muss hier raus"-Gefühl.
Vielleicht ist es das, ja.
Vielleicht ist das aber auch nur der Versuch zu verstehen von einer, die nur die Gegenseite, nur ein "zu viel" an Emotionen kennt...
Wenn's doch nur mal einer wirklich erklären könnte. Ich würde so gerne verstehen - die Mutter, den besten Freund... all die anderen.
#hach

Bücherdingens


Paul Auster, Joachim A. Frank
Stadt aus Glas. SZ-Bibliothek Band 6

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