Montag, 1. Februar 2010

Vermutungen. Zu traurig um traurig zu sein.

Als psychisch gesunder Mensch (im klinischen Sinne, denn wer ist schon wirklich so ganz wahrhaftig "gesund" im Kopf?) stellt man sich Depressionen, glaube ich, oft ein wenig so vor, als wären da zu viele Gedanken, zu viel Unüberwindbares, zu viele Emotionen. Als ein Verschließen aller Türen aus Überforderungsgründen. Als Flucht vor zu vielen Ängsten, vor zu viel Traurigkeit. Und vielleicht wären hier gut gemeinte Ratschläge wie "Du musst dich ablenken!", "Du musst mal wieder raus, wieder auf andere Gedanken kommen!" auch wirklich hilfreich. Vielleicht brächte es etwas, Betroffene zum Kaffee einzuladen und aufmerksam zu machen auf all das, was um sie herum geschieht.
Aber wahrscheinlich ist das gar nicht so. Vielleicht ist Depression dieses Tier mit dem großen, grauen Schlund. Das Monster, das alles schluckt, was an Eindrücken und Emotionen zu Betroffenen vorzudringen versucht.
Vielleicht schluckt es das Geräusch von fallendem Schnee ebenso wie den Duft frischer Blumen, vielleicht kann es Lachen und Tränen den riesigen Rachen herunter spülen. Dafür sorgen, dass jegliche Gefühlsregung absorbiert wird und nichts bleibt außer einem "Ich muss hier weg, ich muss hier raus"-Gefühl.
Vielleicht ist es das, ja.
Vielleicht ist das aber auch nur der Versuch zu verstehen von einer, die nur die Gegenseite, nur ein "zu viel" an Emotionen kennt...
Wenn's doch nur mal einer wirklich erklären könnte. Ich würde so gerne verstehen - die Mutter, den besten Freund... all die anderen.
#hach
Herr B. - 1. Feb, 20:24

Oh, so ein melancholischer Tonfall heute bei Frau Maus ... Gibt es drängende, aktuelle Gründe oder ist es die Ansammlung der alltäglichen Gedanken?
Ich fürchte, ein Nicht-Betroffener ist weit davon entfernt, sich ein reelles Bild davon machen zu können, wie dieses Monster aussieht und was es mit einem anstellt. Daher ist man auch irgendwie ohnmächtig.

B. (Gast) - 1. Feb, 22:30

Ich dachte du weißt, was Depressionen sind. Ich denke ich weiß es...

Die Gefühle sind weg, das Lebendige ist weg. Du hast kaum Hoffnung, kaum Wünsche, und das wirklich Schlimme daran ist, daß es dir meist egal ist. Du kannst nichtmal mehr darunter leiden und existierst nur so vor dich hin und wartest auf den Moment, in dem du wieder einschlafen und weg sein darfst.
Und was noch schlimmer ist: Positive Ereignisse, egal ob erwartet oder unerwartet, freuen dich nicht mehr. Wenn sich ein alter Traum oder irgendein heimlicher Wunsch erfüllt, freut es dich nicht mehr. Du denkst höchstens noch "oh, schön". Aber nicht so wie andere, lebendige Menschen. Dein "oh, schön" entspricht in etwa nur noch einem "zum Glück ist nicht wieder was Negatives passiert", aber nicht einem "hui, toll, jippie". "Hui, toll, jippie" sind dir irgendwann nämlich entfallen und fremd geworden.
Antriebslosigkeit ist das alles bestimmende Wort.
Du kannst nichts mehr erreichen, weil du nichts mehr erreichen willst, es ist dir einfach egal. Im schlimmsten Fall beginnst du, dich selbst als überflüssig und Beeinträchtigung derer zu sehen, die lebendig sind. Dann ziehst du dich zurück, damit du niemandem mehr im Weg bist. Und wenn du in der Position bist, das nicht zu können, weil du in deinem Umfeld im Mittelpunkt stehst, kann es sogar passieren, daß du zum äußersten tendierst.

Ich denke das sind Depressionen

Gast (Gast) - 1. Feb, 22:43

Ja, ich denke das ist die passende Beschreibung. Totale Lethargie eben...
fraumaus (Gast) - 2. Feb, 16:51

@B: Weißte, das "Problem" ist, dass man zwar vieles liest und hört (ach, Bücher hab ich dazu schon so viele gelesen), aber dieses Gefühl nicht nachvollziehen kann. Und vermutlich (hoffentlich) auch nie können wird, das ist schon klar.
Aber ein leiser Ansatz, so ein bisschen mehr Verstehen - das wäre schön.
Gestern dachte ich, den Hauch einer Ahnung zu haben, wie sich so was unter Umständen anfühlt. Aber ich weiß nicht... ich weiß wirklich nicht.

Ich kenn's nur anders herum: Zu viele Emotionen, zu erschlagen davon, zu strudelartig alles.
Das ist ja aber einfacher, weil man sich ablenken kann. Sich vom Nichts ablenken - dürfte schwieriger sein. :-(
m...t (Gast) - 2. Feb, 10:03

depressionen treffen jeden anders.
meine oma nannte es immer
`der alp greift nach mir`.
ein ergriffen und vieler kräfte benommen werdens.
kaum nachzuvollziehen
wenn keine eigenen erfahrungen damit vorhanden sind.
gutes.für.dich
meerluft

B. (Gast) - 2. Feb, 18:33

Freu´ dich wenn du es nicht nachempfinden kannst.

Ab dem Zeitpunkt, an dem dir klar wird, daß du in einem Zustand bist, in dem dir 80 - 90 % deiner Gefühle entgehen und ebenso viele positive und negative Erlebnisse, kommst du ständig wieder an einen Punkt, an dem du zwischen "ich muß dem ein Ende machen" und "ich verliere bald den Verstand" schwankst. Du wünscht dir du könntest wenigstens darunter leiden, aber selbst das geht nicht mehr.

So geht´s mir seit längerer Zeit, ich hoffe der Frühling bringt mich wieder etwas hoch.

Bücherdingens


Paul Auster, Joachim A. Frank
Stadt aus Glas. SZ-Bibliothek Band 6

Kontakt

frau_maus (at) gmx .net

Archiv

Februar 2010
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 2 
 3 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
 

Counter

kostenloser Counter
Poker Blog

User Status

Du bist nicht angemeldet.

...loge (Dia und Mono)
70 Tage
Alltag
Anderes
Daily
Datenschutz
Die Bücher und ich
Die gute Hausfrau
Familienbande
Gedanken
Ich. Selbstdarstellung.
Merksätze
Nebenbei
Schnuffelkind
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren