Freitag, 14. August 2009

Erschrocken

... also ziemlich dolle, bin ich heute beim Spaziergang mit der Kleenen. Und das kam so:
Hier im Ort wohnt ein Mann, Anfang 40, schätze ich. Der war immer sehr schick angezogen (teure Hemden, sehr schicke Jeans), gepflegt, gut riechend. Letzteres weiß ich, weil man irgendwann ins Gespräch kam. Der Herr hatte einen Hund, so mittelgroß, schwarz. Und dieser Hund konnte aus dem Stand nach oben springen, ist immer rumgehüpft wie ein Flummi, was das Schnuffelkullerkekskind äußerst beeindruckend fand - und wenn das Kind mit dem Hund beschäftigt ist, unterhält sich die Mama eben mit dem hübschen Hundehalter. *gnihihi*
Ernsthaft: Man kannte sich nicht näher, hat sich aber vielleicht einmal pro Woche für 10 Minuten unterhalten, wenn man sich zufällig über den Weg gelaufen ist.
Irgendwann sah man ihn dann immer seltener... aufgefallen ist mir das aber eigentlich nicht.
Geschätzt ein halbes Jahr hab' ich ihn jetzt gar nicht mehr gesehen - dafür aber heute. In billigen Jogginghosen, komisch gemustertem Hemd, Holzfällerhemd darüber, mit langen, fettigen Haaren. Unrasiert, unsauber, fahle Haut... richtig fertig. :-O Er murmelte nur ein verlegenes "Hallo" in seinen Bart und verschwand dann fix in seinem Haus.
Innerhalb von einem halben Jahr ... Wahnsinn!
Werd' ihn demnächst vielleicht mal ansprechen, wie's ihm geht, ob er evtl. irgendwie Hilfe braucht. (eher für mein Gewissen - dass er darauf eingeht, denke ich nicht)
Heute war ich aber erstmal viel zu schockiert. :-O

(Ich kenn' das ja von meiner Mutter - wie schnell es geht, dass man sich abschießen kann und aussieht, als käme man vom Bahnhof Zoo. Aber trotzdem schockiert mich so was immer wieder.)
m...t (Gast) - 14. Aug, 12:00

im erfolg rauf zu kommen
das kann dauern...
aber runter,
runter geht es immer
sehr rasch.
wenn er noch ein
eigenes dach
über dem kopf hat,
dann ist er auch
noch nicht
wirklich unten.
herrje - deine hilfe
ihm anbieten...?
was erwartest du dabe?

fraumaus - 14. Aug, 12:07

Boah, sei doch nich immer so überheblich.
Nix erwarte ich. Und ich schrieb ja auch, dass er darauf sicher nicht eingeht.
Aber ich will ihn wenigstens fragen, wie's ihm geht... vielleicht braucht er auch nur ne Anlaufstelle. Also nicht mich - aber bedingt durch meine Mum kenn' ich mich hier ganz gut aus und weiß, wo's Hilfsangebote gibt, wenn er welche braucht.
Wenn jeder immer nur wegschaut, wird's auch nicht besser, oder?
Ich werd' ihm ganz sicher kein psychologisch-pädagogisches Gespräch reindrücken.
m...t (Gast) - 14. Aug, 12:31

bin eigentlich
gar nicht überheblich.
nur etwas erfahren.
man kommt nur wieder hoch
wenn man es selber
wirklich will.
so oder so.

fraumaus - 14. Aug, 12:47

Na, ja - ich glaube, an Erfahrung mangelt es mir diesbezüglich leider auch nicht.

Ich will hier auch niemanden erretten oder Engel vom Dienst spielen. (natürlich kann man sich letzendlich nur selbst helfen)
Aber ich wüsste nicht, was daran verkehrt sein sollte? Einfach mal fragen, wie's geht... weiß nicht, ob das so einfältig ist?
Und wenn, isses mir auch egal. Ich bin eben so - wie gesagt: Wenn alle immer wegschauen würden und sagen "Geht mich doch nix an", wär's hier noch schlimmer, als es sowieso schon ist. *find*

(btw - wildfremde Leute würde ich auch nicht ansprechen in so ner Situation. ;-P Da wär's mir auch egal. Aber es ist ja nun nicht so, dass man sich gar nicht kennt, wenn man sich über anderthalb Jahre regelmäßig unterhalten hat... )
nantik (Gast) - 14. Aug, 14:14

Also ich finde es richtig gut, dass du ihn ansprechen und Hilfe anbieten willst. Und dank deiner Erfahrungen wirst du das bestimmt sehr subtil machen. Damit setzt du doch einfach nur ein Zeichen: Hallo, du bist nach wie vor ein Mensch. Als solchen nehme ich dich wahr. Du musst dich nicht schämen.
Und wenn er dadurch vielleicht wieder etwas Motivation oder was auch immer bekommt, ist das doch super. Egal, warum er jetzt so heruntergekommen ist (Gründe können ja vielfältig sein), ist es doch positiv, wenn andere noch den gleichwerigen Menschen in ihn erkennen, aber zugleich signalisieren, dass sie die Veränderung bemerkt haben.

P.S.: Da ich hier ja noch nicht so lange mitlese: Wie alt ist dein Schuffelkullerkekskind eigentlich?

alex_blue - 14. Aug, 14:21

Ich finde es auch gut, was Du vorhast. Und sehe das genauso: wenn jeder wegschaut, wirds ganz schön kalt hier.

Da er sich ja schon so verschämt verhalten hat, freut er sich vielleicht sehr, wenn Du ihm zeigst, daß Du noch immer mit ihm redest. Und wer weiß, vielleicht ist er auch über ein Gesprächsangebot froh, weil er sonst vielleicht nicht mehr viele hat.

Erzähl bitte, wie das weiter geht, interessiert mich, wie er reagiert.
Leserin (Gast) - 14. Aug, 14:38

Ich an deiner Stelle würde ihn auch ansprechen. Er wird es sicherlich nicht von sich aus tun, weil er sich schämt.

Bin mir sicher, dass du das mit den richtigen Worten machst. Über deine Tochter und den Flummihund wird es relativ leicht sein in ein Gespräch zu kommen.

Da wird schon ein gewichtiger Grund vorliegen, warum er sich offensichtlich selbst vernachlässigt.

Höre auf deine Intuition und tue, was du für richtig hälst. Anteilnahme kann niemals falsch sein. Vielleicht tut es ihm schon gut, sich mal mitzuteilen. Hilfestellungen in Form von Infos sind immer gut, aber es ist schon so, dass man sich nur selber wirklich aus der Scheiße ziehen kann. Gerade wenn Alkoholabhängigkeit im Spiel ist, dann ists eh schwer.

fraumaus (Gast) - 14. Aug, 14:43

Danke euch. Und ich werde berichten, wie's weiter geht, wenn ich ihn mal wieder sehe. :-)
Mir geht's eigentlich wirklich hauptsächlich darum zu zeigen, dass er für mich noch immer der Mensch ist, der er war. Vielleicht was mit Respekt? Keine Ahnung.

@Leserin: Leider, ja. :-/ Meine Mum macht dieses Theater seit ca. 8 Jahren durch, mit kurzen, guten Phasen und leider sehr langen, sehr schlechten Phasen. :-(

@nantik: Oh, gerade gesehen, dass deine Frage hier steht, nicht unter dem letzten Eintrag. Bin da durcheinander gekommen. Also hier noch mal: Knapp dreieinhalb Jahre ist sie jetzt alt. (wie die Zeit vergeht... *gnhihihi*)

Bücherdingens


Paul Auster, Joachim A. Frank
Stadt aus Glas. SZ-Bibliothek Band 6

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