Donnerstag, 16. Juli 2009

Manchmal kann ich gar nicht so viel essen...

In manchen Momenten könnte ich so ein klitzekleines, riesiges bißchen verzweifeln. An dieser Welt.
Das mag sich lesen wie das Statement einer 13-jährigen... und man lernt ja mit der Zeit, nicht mehr alles an sich heran zu lassen und sich zu distanzieren.
Aber kann man das wirklich? Sich distanzieren von Milliarden hungernder Menschen? Von Verdurstenden? Von Krepierenden, weil die Geldgeilheit der Pharmakonzerne ihnen keine andere Wahl lässt? Von Millionen (Milliarden?) Kindern, die geschlagen werden, unterdrückt werden, hart arbeiten müssen, nicht Kind sein dürfen? Von denen die vergewaltigt werden? Wie viele sind das, in unserer Welt?
Diese Typen, die im dicken Benz nach Tschechien fahren und sich dort für nen Fuffi (oder weniger) ihre abartigen Wünsche erfüllen lassen. Männer, die Frauen wie Dreck behandeln.
Ärzte, die getötet werden, weil sie nicht lebensfähige Föten abtreiben.
Kinder, die nicht lachen, weil sie nichts zu lachen haben.
Menschen, die verfolgt, gefoltert, getötet werden, weil sie ihre Meinung vertreten. Weil sie Freiheit fordern.
Und warum kann ich diese Liste endlos fortführen?
Warum??

Ich kann nicht im Entferntesten so viel essen, wie ich manchmal kotzen möchte.

(And now call me Sensibelchen - aber manchmal tut mir all das fast körperlich weh. Es gibt Momente, in denen der Distanzpanzer aufbricht und einen all das angrinst wie eine furchtbare Fratze. Und dann möchte ich mit meinen Liebsten einfach nur weg... weit weg. Nur - wohin??)
m...t (Gast) - 17. Jul, 06:23

ja - wohin?

in dem falle am besten an einen ort
wo es kaum verbindungen zu medien gibt.
einfach abschalten die sendungen.
nicht lesen die artikel.
auf durchzug stellen.
das vorstellungsvermögen wegsperren.
und - es wird noch viel tragischer werden.
genau in dem maße, wie die weltbevölkerung zunehmen wird.
oder so.
gewahrseinsfähigkeit.für.dich
meerluft

fraumaus (Gast) - 17. Jul, 06:57

Ja, so 'ne einsame Insel. Und mal für einige Zeit so tun, als wäre all das nicht da.
Fürchte, das ist auch der Grund, warum ich nicht mehr gern in einer Großstadt leben will. Ich will all das wenigstens nicht den ganzen Tag direkt vor der Nase haben. So kann ich wenigstens ein bißchen so tun, als wäre alles ok. ;o)
Herr B. - 17. Jul, 06:25

Man kann dem nicht entfliehen, genauso wenig aber kann man die Welt retten. Doch einen kleinen Beitrag leisten - vielleicht. E. macht das zum Beispiel immer mal wieder, was mich durchaus fasziniert: Wenn wir mal zusammen unterwegs sind, wird am Tag zumindest einer der unzähligen Obdachlosen in der Stadt mit ein paar Cent bedacht ...

fraumaus (Gast) - 17. Jul, 06:57

So bin ich auch. Manchmal macht mich aber ein wenig traurig, dass sich im Großen eben doch nichts ändern wird. Weil die Menschen sich nicht ändern werden. Örks.
Herr B. - 17. Jul, 07:11

Es spielen auch beträchtliche Kräfte eine Rolle: Profite, Religionen, Macht ... Dagegen ist schwer anzukommen.
nantik (Gast) - 17. Jul, 09:15

Solange es uns Menschen gibt, werden Leid, Unterdrückung und Ungerechtigkeit von dieser Erde nicht weg zu denken sein. Traurig, aber wahr. Und so grausam das vielleicht auch klingen mag: All das Negative bewahrt das Gleichgewicht der Welt. Je besser es einigen Gruppen geht, desto schlechter anderen. Unfair? Absolut! Aber eine Erde ohne Gleichgewicht?
Trotzdem sollte man gegen die Windmühlen dieser Welt kämpfen. Jeder in seinem Rahmen. "Heal the world. Make it a better place!" Ich engagiere mich zum Beispiel bei Amnesty International, spende regelmäßig für das Panzi Hospital im Kongo und habe zwei Patenkinder (beides Mädchen) in Indien. Mehr ist finanziell und auch zeitlich derzeit nicht drin. Aber es ist ein Anfang. Trotzdem habe ich oft ein schlechtes Gewissen, dass ich mich um das Leid an der nächsten Straßenecke nicht kümmere .... Windmühlen eben.

Andrea unterm himmelszelt (Gast) - 17. Jul, 11:57

wir können da nur einen kleinen beitrag leisten u menschen unterstützen denen es schlechter geht als wir - und da müssen wir gar nicht soo weit wegschauen
und wenn jeder einen teil beiträgt - kann auch was passieren und doch passiert noch immer zuwenig da die unterschiede so krass sind

ich mach rumänien hilfe - ist ein privates projekt - die helfer kommen aus meinem heimatort u fahren 2 x im jahr runter - die nehmen alles mit was ins auto passt und unten angekommen kannst mit eur 200,- heizen - den ganzen winter lang! ... und das ist doch nur um die ecke

tun und unterstützen und nicht länger darüber nachdenken sonst könnte man durchdrehen ..

NoahJoel - 17. Jul, 13:29

Man sagt, jeder hat sein Päckchen zu tragen. Wieso machen wir nicht einfach mal ein Geschenk draus?
Kleine Dinge, die nicht viel Aufwand benötigen. Auch ich beteilige mich an einer Patenschaft (haben uns in einem Forum zu mehreren zusammengeschlossen), biete immer meine Hilfe an. Nehme der alleinerziehenden Mutter, die ich vom Spielplatz kenne auch mal die Kinder ab. Kutschiere Opa von A über C nach B und zurück. Hab auch mal ehrenamtlich im Altenheim gearbeitet und spiele dort immernoch an jedem Weihnachten Klavier. Sowas halt. Nicht viel, aber man fühlt sich schon besser. (mh, macht man das am Ende doch nur für sich selbst?)

Bücherdingens


Paul Auster, Joachim A. Frank
Stadt aus Glas. SZ-Bibliothek Band 6

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